Erschienen am 2. Dezember 2021 in der Landshuter Zeitung
Über Bruckberg auf der Anhöhe thront die Paulibergkirche. Sie stammt ursprünglich aus dem 8. Jahrhundert, urkundlich erwähnt wird sie aber erstmals 1315. Hier oben am Pauliberg herrscht eine etwas „andere“ Atmosphäre. Der weite Blick ins Isartal, bei gutem Wetter bis ins Gebirge, öffnet dem Besucher alle Sinne und kann tief im Herzen berühren.
Blick vom Pauliberg über Bruckberg mit weiß-blauem Himmel (Foto Helga Baier)
Der Platz für diese Kirche wurde wohl bewusst gewählt. Bei einem Spaziergang durch den Friedhof erzählt der Heimatforscher Vitus Lechner zu einigen Kreuzen die Hintergrundgeschichte und weiß auch über den Ort selbst viel zu berichten. St. Paul war die erste Kirche der Bruckberger Christen und stand früher in der uralten Siedlung von Bruckberg, wahrscheinlich als Taufkapelle St. Paul am Rande einer Kultplatzes. Der Pauliberg war eine uralte vorchristliche Begräbnisstätte – bereits in der keltischen Vergangenheit. Solche Kraftorte waren geheiligt durch ihre Lage und auch durch die Menschen, die hierher gepilgert sind.
In einem Bericht von 1904 wird erwähnt, dass nördlich des „Graserbauern“ an einem steilen Hang zum Pauliberg, ungefähr acht bis zehn Skelette paarweise im Reihengrab angeordnet waren. Auch hinter der Kirche, neben dem von Norden herführenden Hohlweg, fand der Lehrer Praetorius merkwürdig gemauerte Schächte, die wie hohe Urnen aussahen und parallel zum Hohlweg angeordnet, jedoch zertrümmert und verschleudert wurden.
Auf dem Friedhof der Paulibergkirche standen im Jahr 1959 noch viele Grabsteine.
(Foto Vitus Lechner)
Auf dem christlichen Friedhof der Kirche standen früher Eisenkreuze und viele schmale hohe Grabsteine, die allerdings nach und nach kippten. Die eisernen Grabkreuze wurden restauriert, zum Teil erneuert und wieder aufgestellt. Auch über den Turm der Paulibergkirche weiß Lechner Interessantes zu berichten: Früher hatte die Kirche einen barocken Zwiebelturm.
Als dieser 1878 renoviert werden musste, wurde der Turm umgestaltet und mit Schiefer eingedeckt, das damals vielfach vorhanden war. Nach dem Krieg 1870/71 musste Frankreich an Deutschland Reparationszahlungen leisten, die auch in Form von Material, wie zum Beispiel Schiefer geleistet wurden.
Bei der Renovierung des Kirchendaches halfen viele Mitglieder des neu gegründeten Heimatpflegevereins. Am Boden ist das alte "Ossarium" des Freidhofs zu sehen. Dieses "Beinhaus" wurde 1965 abgerissen. (Foto/Repro Vitus Lechner)
Vielleicht erinnert sich die ältere Generation noch an das „Ossarium“, das sogenannte Gebeinhaus. In vergangenen Jahrhunderten wurden darin die Knochen der Verstorbenen aufbewahrt – meist, weil es auf den Friedhöfen zu eng wurde und Platz für neue Gräber geschaffen werden musste. Das Beinhaus am Pauliberg hatte fast die Form einer kleinen Kirche. „Als Kinder standen wir oft vor dem Gitter, das uns den Zutritt verwehrte“, erzählt Lechner. An vielen Stellen lagen Knochen, die teils nur leicht mit Erde bedeckt waren. Die Kinder damals freuten sich immer, wenn sie Knochen fanden. Dieses Gebeinhaus wurde 1965 in der Zeit des Umschwungs abgebrochen. Damals hieß es Oft: „Das Alte muss weg“.
Comentários