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AutorenbildHelga Baier

Der Bruckberger Museumsrundweg eröffnet neue historische Perspektiven

Aktualisiert: 9. Juni 2022

Erschienen am 4. Dezember 2021 in der Landshuter Zeitung


Eine Zeitreise an der frischen Luft


Auf der Luftbildaufnahme von Stefan Baier ist das oberirdische Grabhügelfeld in den Mooswiesen gut erkennbar.

Der Museumsrundweg ist lehrreich, kurzweilig und dient noch dazu der Gesundheit. Auf diesen Nenner kann man die Vorzüge des Bruckberger Museumsrundwegs bringen, der beim kürzlich eröffneten Museum Vinum Celticum beginnt und auf eine ca. drei Kilometer lange Zeitreise durchs Bruckberger Isartal und durch mehrere Jahrtausende Heimatgeschichte führt.

Der Rundweg gehört zu den "Time Trails - den Pfaden durch die Zeit", die durch die Jahrtausende in den Tälern von Isar, Vils und Laaber führen. Er wurde von der Projektmanagerin und Kulturwissenschaftlerin Julia Maier (Landratsamt Landshut) umgesetzt, die dafür eng mit dem Heimatpflegeverein, voran mit dessen Protagonisten Vitus Lechner und Helga Baier, mit der Gemeinde Bruckberg und dem Kreisarchäologen Dr. Thomas Richter zusammenarbeitete.

Das Bestreben Lechners war es dabei vor allen Dingen, den Reichtum der Gemeinde den Menschen ins Bewusstsein zu bringen und auf die Bodendenkmäler aufmerksam zu machen. Im Gemeindegebiet gibt es zwar bereits unzählige Wanderwege, unwissentlich werden viele Bodendenkmäler dabei aber nicht beachtet.



Bürgermeister Rudi Radlmeier, Josef Kreitmaier, Robert Kapser und Vitus Lechner beim Anbringen der Tafel am Museumsgebäude.


Geplant war eigentlich bereits Ende November die feierliche Einweihung mit Landrat Peter Dreier, Julia Maier, Bürgermeister Rudi Radlmeier und Mitgliedern des Heimatpflegevereins. Diese musste allerdings pandemiebedingt verschoben werden. Die offizielle Eröffnungsfeier der Tour wird, wie so vieles, auf das Frühjahr 2022 verschoben. Gleichwohl können sich Besucher bereits jetzt auf die besagte Zeitreise begeben.

Fünf Infotafeln entlang des Weges erzählen die Geschichten, von denen die archäologischen Funde künden. Der Spaziergang dauert rund 35 Minuten, man darf sich aber ruhig auch etwas mehr Zeit lassen, die Seele baumeln lassen und sich Gedanken machen über die Schicksale, über die Ängste und Hoffnungen, Nöte und die kleinen und großen Freuden jener Menschen, für die die Gegend des heutigen Bruckberg in früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden Heimat war.



Im Museum Vinum Celticum können Besucher zunächst eintauchen in die Welt der Kelten und des Weinanbaus, der über viele Jahrhunderte im Isartal betrieben worden ist. Neben dem Spielplatz wurde von Mitgliedern des Heimatpflegevereins in Handarbeit mit Holz, Weidengeflecht und Lehm ein Keltenhaus gebaut.




Die Tafel am Rathausplatz weist auf das vom Lehrer Praetorius entdeckte Jungsteinzeitdorf auf diesem Areal hin, die erste Besiedelung in Bruckberg vor 7000 Jahren.

Hier wurde der älteste Becher Bayerns gefunden, der von Menschen der Jungsteinzeit getöpfert wurde und nun im Museum ausgestellt ist. Es ist ein ordentlicher Humpen und man kann getrost davon ausgehen, dass die Bruckberger Jungsteinzeitleute sicher gerne süffiges Emmer-Bier daraus getrunken haben, ein obergäriges Bier, für das Emmer - ein Urgetreide - das Malz lieferte.



An der absteigenden Bergstraße lagen dann Jahrtausende später zwei römische Landgüter, sogenannte villae rusticae, aus der Zeit, als die Römer Süddeutschland bis zur Donau militärisch besetzt hatten. Wer Südbayern in der Hand hatte, der beherrschte die Alpenpässe und damit den Weg nach Italien, ins Kernland ihres Imperiums. Die Landgüter sicherten mit ihren Erzeugnissen vor allem die Versorgung des römischen Militärs an der Donaugrenze.



Weiter geht es über die grünen Mooswiesen zu den Hügelgräbern, in denen die "Reiche Bruckbergerin" mit ihren wertvollen Grabbeigaben entdeckt wurde. Die Museumsgruppe hat der jungen Keltin den Namen "Isira" gegeben. Im Museum wird im Hallstattraum das Grab der "Reichen Bruckbergerin" lebensnah, mit zum Teil original Grabbeigaben, dargestellt. Den Initiatoren des Museums war es sehr wichtig, eine Verbindung der Ausstellung zu den realen Orten der Geschichte herzustellen. Dort kann der Besucher gedanklich in die Vergangenheit reisen und mit der Ausstellung im Museum verbinden.



"Isira" gehörte zur Oberschicht ihrer Epoche. Sie und ihre Vorfahren lebten auf einem sogenannten Herrenhof, der sich auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Grabhügel befand. Von dort oben ließ sich das ganze Isartal überblicken. Herrenhöfe nennen die Archäologen befestigte Adelssitze der Hallstattzeit, der frühen Epoche der Kelten von etwa 800 bis 450 vor Christus.

Der berittene Adel herrschte vermutlich über leibeigene Bauern. Den Preis für den Luxus auf den Herrenhöfen bezahlte, wie stets, die Masse des Volks. Aber wie so oft, kam es auch hier zum Umbruch. Ab etwa 488 vor Christus fegte eine politische, soziale und religiöse Revolution die Hallstatt-Fürsten hinweg. Die Herrensitze wurden niedergebrannt, davon zeugen archäologische Funde in weiten Gebieten. Die Geschichte wiederholt sich ständig, denn die Spanne zwischen Arm und Reich gibt es in allen Zeitepochen, auch darüber lässt sich auf dem Rundweg nachdenken.

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