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AutorenbildHelga Baier

Bräuche und Sagen der Rauhnächte - Vortrag in Reichlkofen von Vitus Lechner




Heimatpfleger Vitus Lechner folgte der Einladung der Pfarrgemeinde sowie dem Christlichen Bildungswerk und referierte im vollbesetzten Pfarrheim über das Brauchtum und die Sagen der Rauhnächte. Der Ursprung dieser 12 Nächte liegt wohl in der Differenz des Mond- und Sonnenkalenders, wobei genau 12 Tage und Nächte beim Wechsel übrigblieben. Die Zeit wird auch gerne „Zwischen den Jahren“ bezeichnet. In früheren Jahrhunderten bestand nach dem Julianischen Kalender eine andere Zeitrechnung als im Gregorianischen Kalender, wodurch sich die unterschiedlich festgelegten Neujahrs- und Weihnachtsdaten ergaben. Erst mit der Kalenderreform 1582 durch Papst Gregor XIII. wurde der 1. Januar verbindlich als erster Tag des Jahres festgelegt. In den Tagen zwischen den Jahren wurde in den Ställen und Häusern zum Schutz vor bösen Geistern mit Weihrauch geräuchert. Vermutlich leitet sich hier auch der Name der „Rauhnächte“ ab.


In den Rauhnächten durften Frauen und Kinder nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße, Haus und Hof, Küche und Werkstatt mussten aufgeräumt sein und Glücksspiele waren verboten. Es durfte keine Wäsche auf der Leine hängen, weil sich bei der „Wilden Jagd“ die Dämonen darin verfangen könnten. Nach alten Erzählungen würden in der Christnacht die Tiere miteinander sprechen. Der Brauch, eine Kerze in der Nacht ins Fenster zu stellen wird auch haute noch von einigen Menschen zelebriert, dies bestätigten auch einige der anwesenden Zuhörer.  Die Kälte und die Winterstürme wurden als bedrohlich empfunden und Dämonen und die Geister von Verstorbenen zögen über die Himmel. Die Schleier zur „Anderswelt“ waren durchsichtig, durch den undurchdringlichen Rauch des Weihrauchs versuchten die Menschen sich zu schützen. Die Silvesternacht und die Oberstnacht (die Nacht zum 6. Januar) galten als die gefährlichsten Nächte dieser Zeit“, so der Heimatpfleger. Interessanterweise wurde das Wetter jedes Rauhnachttages einem Monat zugeordnet. Fluchen, schimpfen und Türen schlagen war verboten, stattdessen sollte Frieden untereinander herrschen. Auch Haare und Fingernägel schneiden sollte tunlichst vermieden werden.


In dieser Zeit traten auch unheilige Figuren auf, darum gibt es heute noch den Perchtenlauf, der die bösen Geister vertreiben soll. Daneben gab es noch die Thomasnacht, auch „Losnacht“ genannt, am 21. Dezember, die längste Nacht im Jahreslauf. Der Traum in dieser Nacht soll in Erfüllung gehen. „Es ist nur schwierig, sich den Traum bis zum Morgen zu merken“, so Lechner. Heute sind die Rauhnächte die Zeit des Rückzuges, des Loslassens, der Reinigung und des Neubeginns. Jeder sollte sich bewusst Zeit für sich nehmen und das vergangene Jahr reflektieren, meditieren, Ballast abwerfen und sich für das neue Jahr vorbereiten. Vitus Lechner ging noch auf die Lostage und die Schwendtage ein, bevor ein Besucher auf der Mundharmonika ein besinnliches Rauhnachtslied spielte.





Der Referent wurde mit viel Applaus verabschiedet und die Pfarrgemeindesprecherin Marianne Paschke bedankte sich mit einem Geschenk bei Vitus Lechner.

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